Von Fabian Jaensch
Brandreferendar, Staatliche Feuerwehrschule Würzburg – BRef 2020
&
Sebastian Andreas Büchner
Brandreferendar, Feuerwehr Hamburg – BRef 2020

Nach dem lehrreichen und gemeinsam durchgeführten Führungslehrgang II an der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg verteilten sich die Brandreferendarinnen und Brandreferendare, sowie die Aufstiegsbeamtinnen und Aufstiegsbeamten wieder auf verschiedenste Feuerwehren im Bundesgebiet. Ziel des nun folgenden praktischen Abschnitts (Oktober 2021 bis Januar 2022) war es, das theoretische Wissen aus Bruchsal in der Praxis umzusetzen. Nebenbei musste eine Facharbeit geschrieben werden, welche Voraussetzung für die Zulassung zur mündlichen Prüfung ist. Eine nicht ganz unwesentliche Aufgabe, wie sich noch herausstellen sollte.

Für je einen BRef der Feuerwehr Hamburg und der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg ging es in die Löwenstadt Braunschweig. Nach einer freundlichen Begrüßung durch den Leiter des Ausbildungszentrums der Feuerwehr Braunschweig und dem obligatorischen Beziehen der Unterkünfte, folgte eine ganz besondere Stadtführung.
Mit den dienstlichen e-Bikes erkundeten wir nicht nur die schönsten Ecken Braunschweigs, sondern lernten auch wichtige potenzielle Einsatzobjekte, wie Industrie- und Universitätsgebäude kennen. Eine zunehmende Verstädterung, der Klimawandel und der vorbeugende Brandschutz standen hierbei immer im Vordergrund. So wurde z.B. deutlich, dass Brände von (E-)Autos in unterirdischen Quartiersgaragen aufgrund der Rauchentwicklung direkte Auswirkung auf die oberirdischen Wohnanlagen haben können.
Zum Ausklang der Einführungstour und gleichzeitig als Auftakt folgender Weiterbildungen konnten wir dann noch einen Vortrag der Technischen Universität Braunschweig zur städtischen Entwicklung in Zeiten des Klimawandels besuchen. Dies war ein gelungener Einstieg in die Themen, die uns während des Abschnitts begleiten sollten.

Noch im Oktober wurde bei der Feuerwehr Braunschweig das neue Führungs- und Lagezentrum (FLZ) eingeweiht und bezogen. Durch den Umzug wurden Abteilungen aus dem ganzen Stadtgebiet unter einem Dach vereint. Wie das Umzüge so mit sich bringen, war in den ersten Umzugswochen noch nicht an alltägliches Arbeiten zu denken. Kisten wurden gepackt und wieder ausgepackt, neue Möbel wurden aufgebaut und die Haustechnik musste erstmalig getestet werden. Trotz der großen Anstrengung waren alle Beteiligten froh den neuen Arbeitsplatz beziehen zu können. Für uns BRef war dies auch eine gute Möglichkeit viele Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen und frühzeitig mit der Bearbeitung der Facharbeit zu beginnen.

Der Abschnitt bei der Feuerwehr Braunschweig wurde im sogenannten Mischdienst durchgeführt. Das bedeutet, dass sich Verwaltungsdienst und Einsatzdienst abwechseln. Der Fokus im Verwaltungsdienst lag auf der Mitarbeit in der Abteilung für vorbeugenden Brandschutz. Planbegutachtungen und Brandverhütungsschauen brachten uns die Sicht der Feuerwehr auf Bauvorhaben und Bestandsbauten näher. In Besprechungen mit Architekten und Bauherren konnten wir dann miterleben, dass es oftmals gar nicht so schwer ist, den Brandschutz zu berücksichtigen, wenn von vornherein an ihn gedacht wird. Auch die Planung und Abnahme des Weihnachtsmarktes sind Aufgaben der Einsatzvorbereitung und des vorbeugenden Brandschutzes. Da der diesjährige Weihnachtsmarkt in Braunschweig unter besonderen Corona-Maßnahmen stattfinden konnte, durfte wir auch hier mitwirken.

Zwischen der Arbeit im VB, konnten wir bei einer Alarmierung des B- oder A Dienstes mitausrücken. Da diese seltener alarmiert werden, konnten wir auch in einigen 24-Stunden Diensten auf dem C-Dienst als Zugführer tätig werden.
Das Einsatzspektrum der zwei Berufsfeuerwehrwachen in Braunschweig reicht hierbei von Unfällen auf der Autobahn bis hin zum Wohnungsbrand mit Menschenleben in Gefahr. Einsatztaktisch werden uns hierbei zwei Einsätze ganz besonders in Erinnerung bleiben.
Bei einem Einsatz wurde ein Bauarbeiter auf einer Baustelle zwischen zwei Mauerteilen lebensbedrohlich eingeklemmt. Besonders herausfordernd war der Zugang zur Baustelle, da diese sich in einem Hinterhof und zugleich im 1.OG auf einem auskragenden Betonteil befand. Durch das zügige Eingreifen aller Baustellenbeteiligten und Feuerwehrkräfte, konnte der Arbeiter schnell gerettet und dem Rettungsdienst übergeben werden.
Bei dem zweiten Einsatz ereignete sich kurz vor Weihnachten eine Verpuffung in einem Mehrfamilienhaus. Durch die hierbei entstehende Druckwelle stürzte eine raumtrennende Zwischenwand ein. Drei betroffene Bewohner konnten den Bereich selbständig verlassen und wurden rettungsdienstlich versorgt. Die Brandbekämpfung wurde unmittelbar in der Brandwohnung aufgenommen und die Gasversorgung des Gebäudes vorsorglich abgestellt.

Neben diesen interessanten Einsätzen konnten wir uns Brandversuche der Materialprüfanstalt (MPA) Braunschweig anschauen und an verschiedenen Führungskräftetrainings teilnehmen. So zeigte uns die Werkfeuerwehr Volkswagen beispielsweise den Einsatz einer Löschlanze bei einem Brand eines modernen Batterieblocks und erläuterte uns das taktische Vorgehen bei einem möglichen Brand innerhalb der ersten deutschen Batteriezellenproduktionsstätte von VW.

Parallel zu all diesen Dingen, nahmen wir natürlich auch an diversen Besprechungen teil. Zu nennen sind hier die regelmäßigen Abteilungsleiterbesprechungen und die Besprechungen mit der Freiwilligen Feuerwehr. Letztere hat in Braunschweig eine Stärke von 1100 Einsatzkräften und ist somit eine nicht unerhebliche Stütze bei der Bewältigung der Einsätze.

Hervorzuheben ist, dass uns durch das Team der BF Braunschweig eine Menge ermöglicht worden ist. Letztendlich kam hier als beschränkender Faktor dann die Facharbeit wieder ins Spiel, die wir ja nebenbei auch noch erledigen mussten. Aufgrund der vielen interessanten Gespräche und großzügigen Unterstützung, gerade während einer wieder aufflammenden Corona-Welle, bedanken wir uns recht herzlich bei allen Kolleginnen und Kollegen aus Braunschweig. Wir hatten einen gelungenen Abschnitt.

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